Interkommunale Kooperations-Vereinbarung

Heidenheim und Aalen werden smart cities

OB Bernhard Ilg hat heute gemeinsam mit seinem Amtskollegen Thilo Rentschler aus Aalen die Kooperationsvereinbarung für das interkommunale Projekt smart cities unterzeichnet. „Wir stellen jetzt die Weichen für eine digitale Transformation, die das Leben und Arbeiten in unserer Stadt zukunftsfähig macht! Ostwürttemberg rückt in den Fokus von Bund und Land. Wir lernen voneinander und liefern Blaupausen für weitere Städte in der Region“. Beide Städte haben sich für das Modellprojekt des Bundesinnenministeriums zusammengeschlossen. Unter #Aalen-HeidenheimGemeinsamDigital werden Heidenheim und Aalen bis Ende 2022 beispielsweise digitale Stadtentwicklungskonzepte entwickeln. Das Modellprojekt selbst läuft in zwei Phasen bis Ende 2027.

In Heidenheim hat eine Beteiligungsveranstaltung bereits fünf Betätigungsfelder definiert. Dazu zählt etwa „intelligente Mobilität“, wobei alle Verkehrsteilnehmer Echtzeitdaten einsehen können, um den günstigsten Verkehrsweg zu wählen; oder eine Heidenheim-App als zentrale Informationsplattform zu verschiedenen Service-Angeboten für Gesundheit, Freizeit, Dienstleistungen und Jobs.

Außerdem sollen über einen „konvergenten Netzplan“ Bestandsaufnahmen von Funk- und Glasfaserleitungsnetzen erfasst werden, um Lücken zu entdecken. Unter dem Begriff „Smartes Cockpit“ sollen Sensoren im öffentlichen Raum Daten etwa zur Lärmbelästigung oder zu freien E-Ladestationen sammeln und in einem zweiten Schritt der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Unter dem Begriff „smartes Parken“ sollen verfügbare Parkplätze besser ausgelastet werden, in dem Sensoren in Echtzeit Daten an Verkehrsteilnehmer liefern. „Smarte urbane Logistik“ hat wiederum zum Ziel, den Lieferverkehr auf einen Punkt hin zu bündeln und so gezielt zu reduzieren: Paket-Dienstleister können für Händler und Kunden ihre Waren an zentralen Punkten abliefern.

Heidenheim und Aalen haben mit der Unterzeichnung des Vertrags sich unter anderem dazu verpflichtet, eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Dazu zählt unter anderem die Erstellung einer Homepage sowie Beteiligungsformen für die Bürgerinnen und Bürger und Bürgerworkshops. Beide Städte wollen dazu jeweils eine oder einen Smart-City-Manager einstellen. Der Bund fördert das Modellprojekt in zwei Phasen mit insgesamt 17,5 Millionen Euro, aufgeteilt auf Heidenheim und Aalen.

Smart Cities Made in Germany:

#Aalen-HeidenheimGemeinsamDigital

Die Bundesregierung fördert die digitale Modernisierung der Kommunen durch sogenannte Smart-City-Modellprojekte. Integrierte Smart-City-Strategien und deren Umsetzung werden mit bis zu 65 Prozent der investierten Gesamtsumme bezuschusst.

Digitale Technologien sind bei diesen Modellprojekten so einzusetzen, dass sie nicht nur den Interessen Einzelner, sondern der Stadtgesellschaft als Gemeinschaft dauerhaft nutzen. Unter bundesweit 32 Bewerbungen ist die gemeinschaftliche Kandidatur von Aalen und Heidenheim eine von bundesweit nur 12 erfolgreichen interkommunalen Projekten. Der Förderzeitraum erstreckt sich von 2021 bis 2027 und ist unterteilt in eine Strategie- und eine Umsetzungsphase.

Oberbürgermeister Bernhard Ilg und Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler sind stolz auf diesen gemeinsamen Erfolg: „Wir stellen jetzt die Weichen für die digitale Transformation, die das Leben und Arbeiten in unseren Städten zukunftsfähig macht! Ostwürttemberg rückt in den Fokus von Bund und Land. Wir lernen durch die Förderung voneinander, von den anderen Förderprojekten und liefern mit unseren Ergebnissen Blaupausen für weitere Städte nicht nur in der Region, sondern auch landes- und bundesweit“.

OB Bernhard Ilg (Heidenheim) und OB Thilo Rentschler (Aalen) unterzeichnen die interkommunale Kooperationsvereinbarung für das Projekt smart cities.
OB Bernhard Ilg (Heidenheim) und OB Thilo Rentschler (Aalen) unterzeichnen die interkommunale Kooperationsvereinbarung für das Projekt smart cities. Foto: Stadt Heidenheim

Der erfolgreiche Antrag enthält für die Städte Heidenheim und Aalen fünf Maßnahmen für die Strategiephase und wird in der Umsetzungsphase um weitere Maßnahmen ergänzt. Diese untergliedern sich wie folgt:

1. Digitales Stadtentwicklungskonzept

Das digitale Stadtentwicklungskonzept legt künftig, gemeinsam mit den durchzuführenden Maßnahmen neue Grundlagen für die digitale Stadtentwicklung, definiert Prozesse neu und bildet die strategische Klammer für alle digitale Stadtentwicklungskonzepte der Zukunft. Ziel ist dabei auch die Verabschiedung einer „Smart City Strategie“, an der die Verwaltung und auch die Bürgerschaft in einzelnen Arbeitsgruppen und in offenen „Living Labs“ beteiligt wird.

Dazu hat am 21. Oktober in Heidenheim bereits eine erste Beteiligungsveranstaltung stattgefunden, an der rund 40 Persönlichkeiten aus Gemeinderat, Wirtschaft, Verbänden, Vereinen, DHBW und der Verwaltung auf Einladung von Oberbürgermeister Bernhard Ilg teilgenommen haben. Leitthema war die Frage, welche digitalen Anwendungen die Bürger für ihren Alltag und ihre Arbeit in Heidenheim brauchen.

Die fünf Ergebnisse waren dann auch sehr alltagsnah:
a) Durch eine intelligente Mobilität sollen alle Verkehrsteilnehmer Echtzeitdaten einsehen können, um den für sich günstigsten Verkehrsweg zu wählen.
b) Eine Heidenheim-App eröffnet als zentrale Informationsplattform den Zugang zu allen Services rund um Gesundheit, Freizeit, Dienstleistungen, freie Jobs, Handels- und Handwerksangebote sowie Verkehrsmöglichkeiten.
c) Behördengänge sollen so weit wie möglich digital erledigt werden können.
d) Ein Open-Data-Portal liefert möglichst viele offen zugängliche Daten zu Statistiken, Verkehr und Umwelt.
e) Die Fußgängerzone soll im analog-digitalen Wechselspiel personalisiert werden, mit dem Ziel, dass die Menschen vor Ort Produkte, Erlebnisse und Serviceleistungen einkaufen.

Im nächsten Schritt werden die Umsetzungsmöglichkeiten und die Schnittstellen dieser fünf erarbeiteten Themenfelder geprüft und Interessierte aus den Arbeitsgruppen weiter eingebunden. Schon jetzt wird deutlich, dass Schnittstellen zu den bereits angemeldeten Maßnahmen gibt, was die Verwirklichungschancen der Bürgerideen erhöht.

In Aalen kann bereits auf Ergebnisse früherer Strategieprozesse und Projekte zurückgegriffen werden. Im Rahmen des Projekts sollen diese aktualisiert und durch unterschiedliche Beteiligungsformate ergänzt werden. Dieser Prozess läuft derzeit ebenfalls an und die Ergebnisse aus beiden Bürgerbeteiligungsprozessen werden fortlaufend abgeglichen. Auf der Make Ostwürttemberg, die im Herbst dieses Jahres in Aalen stattfindet, besteht darüber hinaus auch die Möglichkeit für Bürger oder Startups eigene Ideen in den Prozess einzubringen. Hier wird durch die Organisatoren zum genauen Procedere vor der Make Ostwürttemberg informiert.

Des Weiteren bringen wir verschiedene digitale Schwerpunkthemen über geplante „Living Labs“ in beiden Städten der Bürgerschaft näher. Speziell kommen Verwaltung, Unternehmen und Bürger in verschiedenen Workshops weiter in den Dialog. Diesbezüglich ist eine „Online-Bürgerbeteiligungs-plattform“ in der Planung.

2. Konvergenter Netzplan (KNP)

Ähnlich wie ein Breitbandplan die Voraussetzung für die Erschließung konkreter Gebiete mit Breitband-Internet war, handelt es sich bei einem KNP um die Grundlage für smarte Anwendungen. Während ein klassischer Breitband-Masterplan den Fokus auf die Planung des FTTB-Netzes legt, werden im KNP die synergetische Planung von Glasfaser und Mobilfunk sowie Infrastrukturpunkte für Smart City-Anwendungsfälle berücksichtigt. Der KNP ermöglicht somit die Ist- und Soll-Darstellung der verschiedenen Konnektivitätstechnologien: Glasfaser, Mobilfunk (2G bis 5G) und Sensoriknetzwerke in Aalen und Heidenheim, und bildet damit die Grundlage für den mittel- bis langfristigen Endausbau zu einem gigabitfähigen Netz für alle Teilnehmer und Endgeräte. Der KNP für die Stadtgebiete Heidenheim und Aalen erfasst dabei die Infrastruktur zur Aufbereitung einer Sensoriknetz-Planung zum Beispiel für Straßenleuchten, Lichtsignale, Stadtmöbel usw. Somit dient er als wichtige Grundlage für alle folgenden digitalen Maßnahmen beider Städte. Der KNP bildet somit die infrastrukturelle Basis für Smart Cities ab. Derzeit ist eine Leistungsbeschreibung in Arbeit. Ziel ist es, im Frühjahr 2021 die Umsetzung des KNPs auszuschreiben und als Auftrag an einen geeigneten Anbieter zu vergeben.

3. Smartes Cockpit

Es handelt sich im ersten Schritt um ein digitales Cockpit auf der städtischen Homepage, auf dem alle Interessierten live relevante Daten aus dem öffentlichen Raum ablesen können: beispielsweise zur Lärmbelastung, zur Auslastung von Parkhäusern und Parkplätzen, zu verfügbaren E-Ladestationen, zum Füllstand städtischer Mülleimer, zur Funktionsfähigkeit von Laternenmasten etc. Die Daten werden zusätzlich auf städtischen Servern gespeichert und können als Grundlage für städtische Entwicklungspläne, zum Personaleinsatz oder als Managementplattform verwendet werden.
Ziel ist es, in einem gemeinsamen Workshop mit der Stadt Aalen Anforderungen zu definieren und die Vergabe dieses Teilbereiches im Laufe des Jahres 2021 vorzubereiten. Im zweiten Schritt wird das Cockpit auch zur zentralen Datenplattform, sprich zum Knoten im Netz, wo alle erfassten Daten aus dem städtischen Raum zusammenlaufen und auch bereitgestellt werden können.

4. Smartes Parken

Um den öffentlichen Parksuchverkehr zu reduzieren und verfügbare Parkflächen besser auszulasten und das Verkehrsmanagement zu stärken, bieten sich Sensoren mit Magnetfeldern an, die Vandalismus-sicher auf öffentliche Parkplätze montiert werden können. Die Sensoren liefern lediglich Änderungen des Magnetfeldes, es werden zu keiner Zeit personenbezogene Daten erhoben oder gesendet wie etwa Kennzeichen. Über eine App können sich Autofahrer gezielt zu freien Plätzen navigieren lassen oder ersatzweise über die ÖPNV-App den Bus nehmen. Auch Parkplätze für bestimmte Zielgruppen (Mutter/Kind, Menschen mit Behinderungen) und E-Ladesäulen lassen sich ausweisen und finden. Die Echtzeitdaten sind auch bei den Städten verfügbar, die gezielt kontrollieren können, weil die Parkdauer sekundengenau erfasst und grafisch abgebildet ist.
Das kann auch zur Gefahrenabwehr verwendet werden: Falls beispielsweise eine Feuerwehrausfahrt durch ein parkendes Fahrzeug blockiert wird, alarmiert die App sofort die zuständige Leitstelle und das Fahrzeug kann schnellstmöglich entfernt werden. Die Parkdaten anderer Flächen helfen bei der Planung der Größe eines neuen Parkplatzes. Firmenparkplätze, die am Wochenende frei sind, können kostenfrei oder kostenpflichtig ins Parkraummanagement einbezogen werden.
Interkommunal ist dies ein wichtiger Baustein des Mobilitätspaktes, der gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg unterzeichnet wurde. Dieses Projekt soll bereits Ende 2021 starten, da die Stadt Aalen auf diesem Gebiet bereits Erfahrung hat und Heidenheim somit bei der Umsetzung profitieren kann.

5. Smarte urbane Logistik

Im Fokus steht die Entwicklung eines Citylogistikkonzepts, mit dem Ziel, innerstädtischen Logistikverkehre zu minimieren und zu optimieren (sog. „Lösung für die letzte Meile“). Insbesondere die Aufenthaltsqualität in den Fußgängerzonen leidet unter der Vielfalt unterschiedlicher Paketdienstleister, die zu allen Tages- und Nachtzeiten die Innenstadt befahren. Für alle Kurier-, Express- und Paket-Dienstleister könnte es beispielsweise innenstadtnah eine „Wand“ mit vielen Paketfächern (= Paketstation) geben, wo Pakete von Händlern und Kunden deponiert bzw. von Kunden abgeholt werden können. Ebenfalls denkbar wären City Hubs, die als Umschlagplatz für die „letzte Meile“ dienen. Dabei werden die Pakete auf emissionsfreie Fahrzeuge verladen. Als City Hub könnte eine leerstehende Ladenfläche dienen. Über den Einsatz von Sensorik wird der Kurier/Kunde in Echtzeit informiert, ob Päckchen eingetroffen sind und gleichzeitig kann der Kunde somit den Weg seines Paketes direkt nachverfolgen. Gleiches könnte so auch vom lokalen Einzelhandel genutzt werden. Auch dieses Teilprojekt könnte bereits Ende 2021 von der Planungs- in die Realistationsphase gehen.

Gemeinsame Öffentlichkeitarbeit

Im Frühjahr 2021 startet die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit beider Städte mit folgenden Maßnahmen:

  • Erstellung einer Homepage, die die Fortschritte und Umsetzungsstand der Projekte dokumentiert.
  • Ein digitales Beteiligungsforum für die Bürgerinnen und Bürger wird eingeführt, um Ideen zu diskutieren, auszutauschen und zu bewerben
  • Durchführung von „Living Labs“ in beiden Städten mit Bürgerworkshops zu digitalen Themen
  • Make Ostwürttemberg in Aalen

In der zweiten Phase des Projektes von 2023 bis 2027 werden unter dem Dach der „Living Labs“ weitere Services und Lösungen getestet und eingeführt. 

Mit den Modellprojekten Smart Cities soll die Zukunftsfähigkeit der Städte, Kreise und Gemeinden insgesamt gestärkt werden. Die Antragssumme teilt sich und beträgt für die erste Phase des Projekts für jede Stadt 1,25 Mio. Euro. Bei der zweiten Phase stehen 15 Mio. Euro für beide Städte zur Verfügung. Damit das komplexe Projekt umgesetzt werden kann, planen beide Städte eine neue Planstelle im jeweiligen Rathaus: einen Smart City Manager zur Projektkoordination des Modellprojekts „Smart City Made in Germany“.

Die Prozessschritte und Ergebnisse sind derzeit unter folgenden Links im Internet für Aalen und Heidenheim veröffentlicht.

Informationen und Downloads